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Donnerstag, 1. April 2010

bahnbrechend


Die Deutsche Bahn. Wie lieben wir sie doch alle. Wer hätte nicht Geschichten von verspäteten, überfüllten, umgeleiteten oder ausgefallenen Zügen in enger Zusammenarbeit mit inkompetentem und unfreundlichen Personal zu erzählen? Ich dachte ja, ich kenne da auch schon einige, aber die letzten beiden Fahrten haben dann nochmal alles denkbare getoppt.

Freitag, 26.03.2010

Abfahrt LE, Gleis 14, alles prima, keine Hektik, pünktlich am Gleis, pünktlich in H. Kurze Rennerei zum Anschlussgleis. Fieser Schock beim Anblick des unverhältnismäßig vollen Zuges. Selbst ganz vorn stehen sie im Zwischenabteil.
Aus Angst die Abfahrt zu verpassen drängeln wir uns noch mit rein, nur um kurz darauf informiert zu werden, dass sich die Abfahrt um ca. 20 Minuten verzögert. 'Wir bitten um Ihr Verständnis.' Jaja. Ich also nochmal raus um den Krebs zu füttern, einige Mitreisende taten es mir gleich. Die Sonne schaffte es langsam sogar von LE bis nach H und ich konnte meine Sonnenbrille wieder aufsetzen. Wieder im Zug habe ich genug Platz mich auf dem Boden vor den Mülleimer zu setzen, im Schneidersitz. Die Abfahrt verzögert sich erneut. Nun erfahren wir auch warum - die Zugmaschine muss ausgetauscht werden. Ja wie lang kann so etwas denn dauern? Wir sollten herausfinden, dass es circa eine Stunde dauert festzustellen, dass die Lok kaputt ist und diese dann auszuwechseln. Immer wieder erreichen neue Wellen an bepackten, bekofferten und irgendwie schon rein körperlich überdimensionierten Menschen genau die Tür an der wir sitzen, die letzte vor der ersten Klasse (welche übrigens auch mit Angehörigen des gemeinen Volkes geflutet wurde). Jeder drängelt sich noch irgendwie ein wenig Platz aus einer anderen Dimension herbei, stolpert dabei wahlweise über meine Füße oder meine Kraxe. Abgesehen von der körperlichen Nähe zu so vielen schnaufenden Transpiranten ist mir das herzlich egal. Ich war zuerst hier, und ich wüsste auch gar nicht, wo ich sonst hin soll. Irgendwann, endlich, nach mehrfachen Fehlversuchen mit schnurrender Maschinerie, die den ganzen Rumpf des roten Höllenexpress' erbeben lassen und die Vibration vom Boden, über den Papierkorb, direkt in meinen Körper jagen, starten wir. Mit 58 Minuten Verspätung. 'Wir bitten um Ihr Verständnis.' Beim Zwischenstopp am Bahnhof in N. bekomme ich zu hören 'es sei nur höflich, wenn ich jetzt mal aufstehen täte'. Höflich? Hab ich mich gerade verhört? Ich saß die ganze Zeit im verdammten Gang! Selbst wenn ich hätte aufstehen wollen, hätte ich es aus Platzmangel und dank eingeschlafener Beine nicht gekonnt. Außerdem macht es unheimlichen Spaß sich an die Wand zu drängen, während unfreundliche Rentner sich darin zu überbieten versuchen, ihre Koffer an den empfindlichsten Stellen deines Körpers gezielt abzustellen. Solche Leute haben mir gerade noch gefehlt. Am liebsten hätte ich der Schnepfe den Koffer ins Genick geworfen, nachdem ich sie mit meinen Fuß zum Stolpern und mit-den-Vorderzähnen-auf-dem-Bahnsteigbeton-Aufschlagen gebracht habe. Ha!
Die Verspätung werden wir natürlich auch nicht mehr los. Und da es unsinnig wäre, zwei Züge kurz hintereinander (jaha, der nächste Zug war uns dicht auf den Fersen) die gleiche Strecke fahren zu lassen, wird einer natürlich auf dem Abstellgleis in G-Town geparkt. Unserer. Wieso denn auch nicht? Vollkommen logisch, dass der Zug mit mehr Besatzung diese ausspuckt damit sie sich im nächsten wieder um Sitzplätze prügelt. Nachdem dann diese Hürde genommen war schien es besser zu laufen. Punkt 6 Ankunft in F. Da es zwischenzeitlich zu regnen begonnen hatte stand der Abholservice parat. Eine Stunde eher, zur eigentlichen Ankunftszeit übrigens auch, denn ich Held hatte fünf Minuten zu spät angerufen um die Planänderung zu berichten und so begrüßte mein Großvater die gerade mit leeren Händen vom Bahnhof zurückkehrende Frau Mutter mit den Worten: 'Fahr noch nicht los. Anna kommt ne Stunde später.' Schön.

Montag, 29.03.2010

Den Schrecken vom Freitag schon völlig vergessen waren wir in keinster Weise gefasst auf die Abenteuerfahrt, die uns noch bevor stand. Wieder Mal pünktlich um 8 in F. los, der große Plan, die direkte Regionalbahn nach LE. Ohne Umsteigen, ohne Stress, alles in 2 1/2 Stunden erledigt. Aber: 'Auf Grund von Unregelmäßigkeiten im Betriebsablauf entfällt die Regionalbahn xy' Kein 'Wir bitten um Ihr Verständnis', kein 'Wir hätten da noch nen Schienenersatzverkehr anzubieten'. Absolut nichts. Mitten im nirgendwo. Einzige Option: warten auf bessere Zeiten und die nächste Bahn. Eine Stunde. Die Bahn kommt zwar, fährt aber nicht bis zum eigentlichen Zielpunkt H. Die etwas ruppige, aber im Kern sicher nicht völlig unangenehme Schaffnerin sagt uns, wir sollten in E den ICE nehmen. Besondere Umstände und so. Die zweite Möglichkeit, eine Odyssee über drei bis vier weitere ländliche Bahnhöfe, überhören wir gekonnt und beschließen die 60 Minuten am Bahnhof zu überbrücken. 



Drei vegetarische McDoof-Burger,  vier Zigaretten und einen McFlurry mit Smarties später trudelt der schnellste Zug Deutschlands mit gut zehn Minuten Verspätung ein. Wagemutig steigen wir hinein. Der Zug fährt los und meine Vorurteile gegenüber ICE-Schaffnern werden erneut bestätigt. So freundlich wie ein Karton saure Milch versucht er eine Lücke in meiner  Rechtfertigung der ICE-Benutzung mit schnödem Thüringenticket zu finden, schafft es nicht und verlässt uns mit den Worten: 'Ist mir doch eh egal.' Dankeschön lieber Schaffner. 
Gefühlte 30 Tage, in Wahrheit lediglich 2 1/2 (!) Stunden, später nähern wir uns endlich LE. Die unbequemen Sitze mit zu wenig Gepäckverstaumöglichkeiten und Beinfreiheit lassen mich immer wieder daran Zweifeln, dass eine Fahrt im ICE mehr wert ist. Einziger Unterschied: hier wird nicht um Verständnis, sondern um Entschuldigung gebeten. Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft abhängig vom Zugmodell? Also irgendwann reicht es ja wohl mal.
Bahnsteig 18, LE, 1:14. Der Bus vor drei Minuten abgefahren, der nächste fährt bekanntlich in 71 Minuten. Als armer Student also zu Fuß nach Hause. Zehn vor zwei erklimmen wir die letzten Stufen. Ich falle auf die Knie und dann zur Seite um den Rucksack abzuwerfen und schwöre: das nächste Mal suche ich mir eine motorisierte Mitfahrgelegenheit oder ich fahre mit dem Fahrrad. Schneller als die Bahn bin ich in jedem Falle.

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